Dienstag, 9. September 2014

Bazon Brock liegt richtig und falsch

Betreff: Das Netz ist die Hölle der neuen Welt https://twitter.com/kusanowsky/status/509321037163802624

Ich stimme Herrn Bazon Brock in in quasi allem zu. Nur nicht in seiner Schlußfolgerung.

Universitäten sind schon lange (nun allerspätestens seit der Bolognese-Reform) nun echt kein Hort der gemeinsamen Wissenschaft mehr, sondern eher eine verschulte Ausbildungsveranstaltung, bestenfalls eine Art verschulte Hochschule geworden. Dazu gibt es noch x andere Entwicklungen, die es schon länger gibt, die Uni eben genau das nicht sein lassen, was sich Bazon Brock dort wünscht. Das ist ein Grund warum ich nach meinem Abschluss die Uni verlassen habe. Quasi Wissenssachbearbeiter in einer verschulten Uni ist nun echt das Gegenteil von dem was ich mir unter Wissenschaft vorgestellt habe. Ich hätte mir eher eine Art Kaffeehaus-Elfenbeinturm gewünscht in dem gemeinsam, standartmäßig interdisziplinär und frei geforscht werden kann. Viele Disziplinen wären dazu mehr als geeignet (wenn nicht geradezu dafür gemacht). Aber OK, das ist so.

Ebenso mag es sein, dass das Peer-Review-System kaputt ist, weil keiner mehr Zeit hat zu lesen, denn seinen eigenen Stuhl zu halten und entsprechend tausend und einen Artikel zu schreiben.

Das wäre fatal, weil Wissenschaft nun eben nicht auf Vertrauen beruht, sondern letztlich auf einem (wo und wie auch immer stattfindenden) Peer-Review-System.

Wie auch immer, nun zu dem Schluß des Bazon Brock, den ich nicht mitgehe:

Sein Höllen und Gulag- Ding hätte man genauso damals zur entstehenden Buchwelt sagen können. Und Bazon Brock weiss das auch. Nun mag ein Problem sein, dass viele Wissenschaftler tatsächlich nichts im Netz schreiben (oder nur versteckt unter Pseudonym) und dass deswegen auch hier noch nichts gescheites zustandekommt. Er schreibt glaube ich nicht umsonst: "Die Vernetzung selbst besagt gar nichts. ". Und verteufelt damit auch nicht die Technologie, sondern die Nutzung. Und die kann man inder Tat kritisieren.
Ich glaube auch, dass es wieder "echte" Unis geben sollte, so wie er sie beschreibt... so mit einander räumluch einigermaßen Nahen Menschen! Aber das so zu formulieren, als wäre es eine unumgägliche Voraussetzung für Wissenschaft insgesamt.... das halte ich für zu sehr überzogen.

Meiner Meinung nach - zumindest für Wissenchaft insgesamt- bewertet Bzon Brock hier die Anwesenheit way too much. Ich stimme schon überein, dass es "räumliche Kerne" geben muss, wie er sie sich wünscht. Denn Uni heute sind diese Kerne nicht mehr! Das ist aber ein Problem der Unis/Unipolitik und nicht eines des Netz.

Meine Meinung:
Ja, Unis (wie man (hier Bazon Brock) sie sich wünscht) sind kaputt.
Ja, das Internet ist keine Lösung dieses Problems.
Ja, das Internet ist unpersönlich (kann aber schon persönlicher sein als damals Briefwechsel).
Ja, Wissenschaft braucht auch räumliche Kerne (alla Bazons Vorstellung).

Aber Nein, das Netz ist weder die Ursache, noch das Problem, noch die Hölle oder ein Gulag (bzw. auch nicht das Gegenteil, Sondern eben "Die Vernetzung selbst besagt gar nichts. ".

Nein, im Grossen und Ganzen machen räumlich persönliche Beziehungen höchstens 50% des Kuchens und sind hier sehr überbewertet.

Insgesamt kann ich ihn aber verstehen, Denn die Tatsache das Unis in seinem Sinne kaputt sind, das ist ein großer Schaden. Das ist aber ein gesellschaftliches und vor allem politisches Problem ... und das "Internet als Totenreich"-Ding schlägt da einfach neben den Nagel.

Es ist letztlich ein Skandal, dass Unis heute so laufen wie sie laufen ... im weitesten Sinne als Ausbildungs und Forschungseinrichtung der Wirtschaft.... und eben nicht so wie Bazon Brock das mit seiner Akademie umsetzen möchte ... Aber was das Netz damit zu tun hat, das ist mir völlig unklar geblieben..

Sonntag, 16. März 2014

Überforderung der Kommunikation durch normative Vereinfachung @kusanowsky

Zu: https://twitter.com/kusanowsky/status/445275848606613504 , bzw:

"Kommunikation ist der sinnhafte Austausch zwischen Menschen, ausgerichtet auf Verständigung. Dabei sollten die Formen und Inhalte nicht übermäßig standardisiert sein. Sie sollten Unerwartetes, Anweichendes, Einmaliges enthalten, denn werden sie zu formelhaft, schwindet die Aufmerksamkeit und die Kommunikation bricht ab. ..." http://twitpic.com/dyiu22

Natürlich ist Kommunikation gerade kein Austausch! Und natürlich "enthält" Kommunikation auch nichts, zumindest keine Bedeutung. Sondern Kommunikation erzeugt/provoziert Bedeutung "in" den an Kommunikation beteiligten psychischen Systemen. Wie wir alle Wissen entsteht die Bedeutung aus der Art und Weise der wechselseitigen Verwendung von Worten.
Der Ausschnitt bedient paradehaft so ein Sender/Empfänger-Modell von Kommunikation. Nach dem Motto: Es gibt einen Sender, der etwas sagt und das gesagte enthält Inhalt, dass beim Empfanger ankommt und dort (wenn dieser alles "richtig" macht) im Sinne des Senders verstanden werden kann. Das ist heute offensichtlich als Unsinn zu erkennen. Denn: offensichtlich ist es nicht der Sprecher, der die Bedeutung des Gesagten bestimmt, sondern es ist der Zuhörer, der aus der aus seiner Geschichte in der Sprache dem Gesagten Bedeutung zuweist (Und das gilt für beide Seiten). Am Anfang war nicht das Wort, sondern jemand, der es als solches unterschieden hat. Diese Perspektive macht einen gravierenden Unterschied.
Natürlich ist Unerwartetes, Abweichendes, Einmaliges auch interessant (und auch unabdingbar). Zumindest wenn es nicht zu unerwartet, abweichend ist, sonst würde es garnicht verstanden. Andererseits, wenn es garnichts Unerwartetes gibt, dann entstehet quasi keine Information; man wiederholt dann nur. Boring! Insofern ist jede Kommunikation ausgelegt ist auf diese Spannungsfeld angewiesen: Nicht nur Neues (dann würde es unverständlich), nicht nur Wiederholung (dann gibts keine Information). Streng genommen würde nur Neues ja auch bedeuten Fantasielaute von sich zu geben, die man weder selbst, noch der andere verstehen kann. Und streng genommen ist es garnicht möglch etwas exakt zu wiederholen (schon, weil man sich in der Zeit bewegt). Was der Ausschnitt oben ansprechen möchte sind wohl bestimmte Schemata, bestimmte Formate, also bestimmte Rahmen, die durch diese Differenz aus Neu/Wiederholung funktionieren. Das tut der Auschnitt aber auf eine derart derbe Weise, dass es auf mich leicht verdummend wirkt (zumindest für die Leute, die das Gefühl haben in dem Absatz steckt etwas Interessantes).
Wenn nun Sprecher (Schreiber) und Zuhörer eine bestimmte Geschichte in in einer Sprache haben, dann kann man natürlich sowas wie in dem Ausschnitt oben schreiben und beide müssen nicht unbedingt sehen, dass das Sender/Empfänger-Modell, bloss eine verdummende Vereinfachung des Kommunikationsgeschehens ist und nicht das Kommunikationsgeschehen als solche plausibel beschreiben kann. Alles was an Kommunikation faszinierend ist geht verloren (bzw. wird in so einen Mythos des Künstlers/Genies geschoben, der es irgendwie schafft Aufmerksamkeit zu binden). Letztlich sagt der Ausschnitt obend aber nicht mehr als: "Der Himmel ist blau". Das aber im Gewand intellektuell und wissenschaftlich klingenden Worten. Oder anders: Er sagt: "Interessantes ist gut gemacht, weil es nicht zu langweilig ist." und das eben so klingend als ob es irgendetwas mit Kommunikationstheorie zu tun hätte.

Samstag, 15. März 2014

Twitter-Threads

Blog, um ausufernde Twittergespäche einzufangen und ihnen ein bischn mehr Raum zu geben. Oder einfach nur, um irgendwelche Tweets mal eben so aus der Hüfte zu kommentieren.